Steuern, Versicherung, Leinenpflicht: Diese Regeln müssen Hundehalter in Deutschland kennen

Du möchtest einen Hund bei dir aufnehmen oder bist auf der Suche, nach einer konkreten Info zur Haltung von Hunden in Deutschland? Dann bist du hier richtig. In diesem Beitrag erkläre ich dir nämlich die gängigen offiziellen Vorschriften und Regelungen, die alle Hundehalter in Deutschland betreffen, angefangen bei Steuer – und Versicherungspflicht, über Leinenpflicht bis hin zu Regelungen für Listenhunde.

Inhalt

  1. Steuer- und Versicherungspflicht für Hunde
  2. Tierschutzverordnung in der Übersicht
  3. Leinenpflicht in Deutschland
  4. Hunde und Jäger: das solltest du wissen
  5. Maulkorbpflicht in Deutschland

1. Wissenswertes über Steuern und Versicherung für Hunde in Deutschland

Muss ich für meinen Hund steuern zahlen?

Tatsächlich muss für jeden Hund auch Steuern gezahlt werden. Der Betrag wird von den Bundesländern festgelegt kann je nach Bundesland und Gemeinde sehr stark variieren (zwischen 5 Euro und 180 Euro ist alles möglich). Besonders teuer ist die Haltung von sogenannten Listenhunden.

Muss ich meinen Hund versichern?

Wenn du in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein oder Thüringen lebst, dann bist du verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung für deinen Hund abzuschließen.

Lebst du in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen (NRW), Rheinland-Pfalz, Saarland oder Sachsen gilt für dich eine eingeschränkte Versicherungspflicht. Diese betrifft meist nur Listenhunde oder Hunde, die unter Auflagen stehen.

2. Die Tierschutzverordnung in der Übersicht

Völlig klar: Hast du einen Hund, bist du verpflichtet, sein Wohl sicherzustellen. Aber was bedeutet das genau? Tatsächlich werden bestimmte Regeln seit dem 01. Januar 2022 in der neuen Tierschutzverordnung festgehalten. Die Folgenden Regeln solltest du kennen:

  • Du bist verpflichtet, deinem Hund ausreichend Auslauf (Gassi) zu gewährleisten.
  • Dein Hund benötigt Tageslicht und Sicht ins Freie, wenn er sich in Innenräumen aufhält.
  • Es ist verboten, den Hund angebunden zu halten.
  • Zucht: Eine Person darf nicht mehr als drei Würfe zur gleichen Zeit betreuen.
  • Welpen müssen mindestens vier Stunden am Tag kontakt zum Menschen haben.
  • Erziehungsmaßnahmen die Schmerz verursachen, sind verboten (z. B. Stachelhalsbänder).
  • Qualzucht: Für Hunde, die Qualzuchtmerkmale aufweisen, gilt ein sogenanntes Ausstellungsverbot.

3. Leinenpflicht in Deutschland – das solltest du wissen

Ich gebe zu, als wir vor drei Jahren unsere Frieda adoptiert haben, war mir gar nicht klar, wie komplex die Regelungen zur Leinenpflicht in Deutschland sind. Noch dazu sind sie je nach Bundesland unterschiedlich. Für einen ersten Überblick fasse ich dir hier nun die wichtigsten Regeln, die du kennen solltest, zusammen.

Leinenpflicht im öffentlichen Raum: 

In fast ganz Deutschland gilt: Sobald du mit deinem Hund in der Öffentlichkeit, also in der Stadt, in Wohngebieten, im Nahverkehr oder an Spielplätzen unterwegs bist, gilt eine allgemeine Leinenpflicht.

Hier gibt es Ausnahmen von der Leinenpflicht im öffentlichen Raum:

  • Baden-Württemberg: Nur auf Kinderspielplätzen, Spiel- und Liegewiesen sowie auf Wassertretanlagen.
  • Bayern: Nur in zentralen Gebieten in München für Hunde über 50 cm.
  • Bremen: nur bei Veranstaltungen, in öffentliche Verkehrsmitteln, Geschäften und Einkaufszentren. Zudem müssen läufiger Hündinnen an der Leine geführt werden.
  • Mecklenburg-Vorpommern: Nur bei Veranstaltungen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und Tierparks.
  • Niedersachen: Nur in der Brut- und Setzzeit vom 1.April bis 15. Juli
  • Rheinland-Pfalz: nur in regionalen Gebieten, z. B. Ludwigshafen.
  • Saarland: Nur bei Versammlungen, in Gaststätten, Einkaufszentren, Fußgängerzonen und öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Sachsen: Nur in Leipzig und Dresden
  • Sachsen-Anhalt: Nur in Magdeburg
  • Thüringen: Nur in Erfurt

Leinenpflicht in Deutschlands Waldgebieten

Wie die Leinenpflicht im Stadtgebiet wird auch die Leinenpflicht im Wald von den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. In folgenden Bundesländern darf dein Hund ganz offiziell frei laufen:

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Sachsen

In diesen Bundesländern darf dein Hund außerhalb der Brut- und Setzzeit auf den Wegen frei laufen:

  • Bremen
  • Niedersachen
  • Nordrhein-Westfalen

Dein Bundesland ist nicht aufgeführt? Dann darf dein Hund laut dem Landesgesetz nicht im Wald frei laufen. Es gilt eine ganzjährige Leinenpflicht. In diesen Fällen musst du noch den regionalen Freilaufflächen für Hunde Ausschau halten, die in der Regel von den Kommunen bereitgestellt werden.

4. Hunde in Jagdgebieten: Das solltest du wissen

Ich muss zugeben, diese Information hat mich selbst wirklich überrascht. Denn wusstest du, dass Jäger (zumindest was die offiziellen, länderspezifischen Regelungen betrifft), auf Hunde schießen dürfen, sollten diese unbeaufsichtigt sein und jagdverhalten an den Tag legen? In fast allen Bundesländern ist dies übrigens der Fall. Grund ist, dass Jäger verpflichtet sind, das Wild im Wald zu schützen. Vermeide also unbedingt, dass dein Hund eine der aufgeführten Verhaltensweisen zeigt:

  • Dein Hund befindet sich in einem Jagdgebiet und ist nicht in deiner Einwirkung/unter deiner Kontrolle
  • Dein Hund stellt Wildtieren im Wald/einem Jagdgebiet nach
  • Dein Hund hetzt Wildtiere im Wald/einem Jagdgebiet

Übrigens: in einigen Bundesländern reicht bereits Punkt eins dieser Liste aus! Auch sind Jäger in den meisten Bundesländern nicht verpflichtet, zunächst einen Einfangversuch zu unternehmen.

Was passiert, wenn man sich nicht an eine Leinenpflicht hält?

Sich nicht an die Leinenpflicht zu halten, kann große Konsequenzen haben. Strafen bis zu 50.000 Euro sind offiziell möglich, auch wenn niedrige dreistellige Beträge die Regel sind. Auch nicht schön. Doch nicht nur der Geldbeutel wird belastet, in schweren Fällen ist sogar der Entzug des Hundes möglich. Und du hast es oben gelesen: sollte dein Hund beim Jagen von einem Jäger erwischt werden, hat dieser in fast allen Bundesländern die Erlaubnis, zu schießen.

5. Maulkorbpflicht in Deutschland

Eine Maulkorb soll Menschen in der Öffentlichkeit vor potenziell gefährlichen Hunden schützen. Dabei entscheidet oftmals die Rasse, ob ein Hund als gefährlich gilt und nicht die Persönlichkeit bzw. das Verhalten des Hundes. So gibt es in Deutschland und Europa Listen mit Hunderassen, die als potenziell gefährlich eingestuft werden (daher der Begriff Listenhund). Diese Hunde müssen in der Regel einen Maulkorb tragen. Immerhin gibt es in den meisten Bundesländern die Möglichkeit, einen Hund durch einen Wesenstest von der Maulkorbpflicht zu befreien. Andersherum kann auch für einen Hund, der nicht auf einer Liste geführt wird, eine Maulkorbpflicht auferlegt werden, sollte dieser beispielsweise durch einen Beißvorfall auffällig geworden sein. Ist dein Hund übrigens von der Maulkorbpflicht betroffen, beginnt diese bereits in deinem Hausflur.  Übrigens: Nur in Brandenburg müssen alle Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Verwaltungsgebäuden einen Maulkorb tragen – und das ganz unabhängig von ihrer Rasse. Und auch in anderen europäischen Ländern ist das gar nicht so ungewöhnlich. Möchtest du mehr über Leinen- und Maulkorbpflicht in Europa erfahren, kannst du dir diesen Artikel durchlesen.

Welche Hunderassen sind von der Maulkorbpflicht betroffen?

Vier Rassen sind durch eine bundesweite Rassenliste generell von der Maulkorbpflicht betroffen:

  • Pitbull Terrier
  • American-Staffordshire-Terrier
  • Staffordshire-Bullterrier
  • Bullterrier

Darüber hinaus gibt es in Deutschland, wie auch bei der Leinenpflicht, keine einheitliche Regelung, da jedes Bundesland eine eigene Liste führt. Übrigens: Erst mit sechs Monaten müssen diese Hunde den Maulkorb tragen. Befreien lassen kannst du ihn allerdings erst ab 15 Monaten (siehe unten). Ausnahme: das Bundesland unterscheidet zwischen Listenhunden der Kategorie eins und zwei. In diesem Fall dürfen nur Hunde der Kategorie zwei von der Maulkorbpflicht befreit werden.

Weitere gelistete Hunderassen

  • Alano
  • American Bulldog
  • Cane Corso
  • Dobermann
  • Dogo Argentino
  • Dogue de Bordeaux
  • Fila Brasileiro
  • Mastiff
  • Mastin Espanol
  • Mastino Napoletano
  • Dogo Canario
  • Perro de Presa Mallorquin
  • Rottweiler

Wie befreie ich meinen Hund von der Maulkorbpflicht?

Du kannst deinen Hund (der Listengruppe 2) mit einem Wesenstest von der Maulkorbpflicht befreien lassen. In der Regel geht dies dann, wenn dein Hund ein Mindestalter von 15 Monaten erreicht hat. Du musst in dem Fall regelmäßig eine Hundeschule besuchen und in einer Verhaltensprüfung demonstrieren, dass dein Hund kein aggressives Verhalten an den Tag legt.


Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln (Deutsche Bahn)

Dein Hund muss einen Maulkorb in Zügen der Deutschen Bahn tragen, sofern er nicht in einer Box transportiert wird.

Was passiert, wenn ich mit einem Maulkorbpflichtigen Hund ohne Maulkorb erwischt werde?

Die Geldstrafen können durchaus vierstellig ausfallen. Gab es einen Beißvorfall, muss damit gerechnet werden, dass dir der Hund entzogen wird.

Wissenswertes: So muss der Maulkorb sitzen

Ein Maulkorb darf deinen Hund niemals am Atmen, Hecheln oder Trinken hindern und ihn auch nicht in seinem Bewegungsfreiraum einschränken.

Lies auch: Reisen mit Hund - das solltest du wissen

In diesem Beitrag findest du alles wichtige, das du vor deiner Reise über den Urlaub mit Hund wissen solltest, angefangen bei den Einreisebestimmungen für Hunde in Europa, wichtige Fragen zu Krankheiten und Sicherheit bis hin zur vollständigen Packliste für deinen Urlaub mit Hund. Inklusive Checkliste zum Download. 

Hundehaltung Vorschriften: Das Wichtigste auf einen Blick

  1. Jeder Halter muss Hundesteuern zahlen, Versicherungspflicht ist man dagegen nur in bestimmten Bundesländern.
  2. Du bist für das Wohl deines Hundes verantwortlich (Tierschutzverordnung 2022).
  3. In Deutschland gilt an vielen Orten eine allgemeine Leinenpflicht. Weitere Regeln bestehen für Wald- und Naturschutzgebiete, sowie für die Brut- und Setzzeit.
  4. Listenhunde unterliegen in den meisten Bundesländern einer zusätzlichen Maulkorbpflicht (diese kann durch einen Wesenstest aufgehoben werden).
  5. Freilaufende Hunde dürfen (bei Jagdverhalten) in vielen Bundesländern von Jägern getötet werden.